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REGIEPREIS FÜR "I ONLY REST IN THE STORM" - FESTIVALREKORD MIT 6200 BESUCHER*INNEN

  • davidkindtxx
  • vor 17 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit
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Zum Ende der 20. Ausgabe des unabhängigen Berliner Filmfestivals AROUND THE WORLD IN 14 FILMS verlieh die Jury am 6. Dezember 2025 im Kino in der Kulturbrauerei den BASIS BERLIN Postproduction Award für die beste Regie an Pedro Pinho für seinen Spielfilm „I Only Rest in the Storm“ (OT: „O Riso e a Faca“). Jurymitglieder waren die Schauspielerin Melika Foroutan, die Filmregisseurin und Drehbuchautorin Angelina Maccarone sowie die Filmregisseurin und Drehbuchautorin Sophie Linnenbaum. Sie sichteten die Beiträge der Sektion der „14 Filme“ der filmischen Weltreise. Der Preis ist ein Voucher im Wert von 5.000 Euro. Er wurde in diesem Jahr zum fünften Mal vom Postproduktionshaus BASIS BERLIN gestiftet. Das dreieinhalbstündige Werk des Regisseurs, Drehbuchautors, Produzenten und Kameramanns wurde bereits bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes in der Sektion „Un Certain Regard“ mit dem Preis für die beste Schauspielerin (Cleo Diára) ausgezeichnet.


Rekord mit 6.200 Besucher*innen in 45 Vorstellungen


Mit 6.200 Besucher*innen in 45 Vorstellungen erreicht das Festival in seinem Jubiläumsjahr die höchste Besucherzahl seit Festivalgründung (2024: 5.700 Besucher*innen, 48 Vorstellungen). AROUND THE WORLD IN 14 FILMS zeigte vom 28. November bis 6. Dezember 2025 im Kino in der KulturBrauerei sowie den Kinos delphi LUX und Neues Off 24 cineastische Höhepunkte des aktuellen Weltkinos, vorgestellt von den prominenten Pat*innen Bibiana Beglau, Sarah Blaßkiewitz, Mathias Bothor, Vincenzo Bugno, Pegah Ferydoni, Nora Fingscheidt, Luisa-Céline Gaffron, Louis Hofmann, Frédéric Jaeger, Dani Levy, Christiane Peitz, Louise Peter, Ayse Polat, Maria Schrader, Katharina Stark, Fabian Stumm und Nicolas Wackerbarth. Zum siebten Mal präsentierte das Festival gemeinsam mit der Berlinale das „Berlinale Spotlight: World Cinema Fund“ – mit herausragenden Filmen, die mit Hilfe der Berlinale-Initiative entstanden sind.


„I Only Rest in the Storm“ – Die Jury zu ihrer Entscheidung


„Ein Umweltingenieur aus Portugal reist im Auftrag einer NGO nach Guinea-Bissau, um eine Umweltverträglichkeitsprüfung für ein Straßenbauprojekt durchzuführen. Sein Name ist Sergio, und was er in diesem epischen Film des Regisseurs Pedro Pinho vor allem tut, ist: zuhören. Und damit unseren Blick öffnen auf die ganze Komplexität und Vielschichtigkeit einer modernen afrikanischen Metropole, in einem der ärmsten Länder der Welt, das sich 1974 von der Kolonialmacht Portugal befreit hat. Und was wir sehen, sind die Folgen des Kolonialismus. Die Ausbeutung durch das importierte kapitalistische System, den strukturellen Rassismus, die diffizilen Machtstrukturen. Wir sehen den täglichen Überlebenskampf der Menschen, aus unterschiedlichen Schichten, ihre Identitätssuche, ihre Sehnsucht nach einem Platz in einem Land, das unter chronischer politischer Instabilität leidet. Und wir sehen die Schuld, die der privilegierte, gutmeinende und nachdenkliche Sergio, Nachkomme der Kolonialmacht, in sich manifestiert hat, seine Sehnsucht nach Absolution, sein Begehren, ein Teil des Landes, ein Teil der Menschen dort zu werden, und immer wieder auch daran zu scheitern. Je tiefer Sergio in dieses Geflecht aus Diskursen und Perspektiven eintaucht, desto weniger findet er einfache Antwort und eindeutige Urteile.


Pedro Pinho hat hierfür mit einem Drehbuch gearbeitet, das viel Raum für Improvisation ließ. Nach zwei Jahren Montage entstand ein mehr als fünfstündiger Film, der schließlich gemeinsam mit der Produktion auf dreieinhalb Stunden verdichtet wurde – dreieinhalb Stunden voller Überraschungen, Begegnungen und gedanklicher Verästelungen. Es sind schwere Themen, die der Film verhandelt. Pedro Pinho findet dafür einen herausragend natürlichen Fluss, der uns mit fast traumwandlerischer Selbstverständlichkeit durch diese Welt trägt – auf Baustellen, über Flüsse, in kleine Dörfer, zu Familienfesten oder mitten hinein in schillernde Partynächte der queeren Großstadtszene. Die warme, naturalistische Inszenierung bringt uns die Menschen und Themen so nah, berührt uns auf tiefster menschlicher Ebene und konfrontiert uns deshalb umso dringender mit Fragen nach unserer Verantwortung und unserer Schuld. Pedro Pinho beobachtet sehr genau, so präzise, dass es weh tut, während man gleichzeitig lachen muss – über diese stets bemühten NGOs, die gönnerhaft Latrinen in afrikanische Dörfer bringen, während eine Dorfbewohnerin Sergio fünf Mal fragen muss, ob die Europäer tatsächlich ihre Exkremente mit Trinkwasser wegspülen, weil sie diese enorme Dekadenz für eine erfundene Geschichte hält und deshalb nicht glauben möchte. Die Menschen, denen Sergio begegnet, stehen in komplexen Zusammenhängen: europäische Bauarbeiter, gefangen zwischen Ausbeutung und Heimatsehnsucht; Sexarbeiterinnen, die nichts mehr anekelt, als der Helferkomplex mancher Freier; heimische Kapitalisten, die ihre Profitstrategien im Verhältnis zu europäischen Ausbeutungsmechanismen reflektieren. Und im Zentrum dieses Gefüges ein Beziehungsdreieck, das sich jeder eindeutigen Benennung entzieht: Sergio, Diara – für deren Darstellung Cleo Diára, die zurecht in Cannes als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde – und Guilherme. Sind sie Freund*innen, Bezugspersonen, Liebende, Feinde? Vielleicht alles zugleich, nichts ist eindeutig. Gerade in dieser Ambivalenz wird spürbar, dass es im Umgang mit den Fragen nach Verantwortung und Schuld keinen einfachen Ausweg gibt. Aber wir bekommen eine Einladung; es ist eine schillernde, herausfordernde Einladung, der wir folgen sollten, sie ist voller Menschlichkeit und Möglichkeiten, wenn wir bereit sind, zuzuhören. Der Preis des diesjährigen 14 Films Festivals geht an „I Only Rest in the Storm“ von Pedro Pinho. Mehr zum Film...


Das Festival dankt


Premium Partner des Festivals 2025 waren der Audiospezialist beyerdynamic, das Medienboard Berlin-Brandenburg, ARTE und CineStar. Preisstifterin war das Postproduktionshaus BASIS BERLIN. Als Partnern engagierten sich: die Wirtschaftskanzlei Dentons, der World Cinema Fund der Berlinale, die Kreativagentur Chest of Wonders, die Yorck Kinogruppe, das Restaurant Bonvivant, die Agentur Fitz + Skoglund und die PR-Agentur Jelly Press. Unterstützer waren: AG Filmfestival, European Film Academy, Casting Network, Woloho und die Mitglieder des Fördervereins.


Es geht weiter: von Berlin nach München, Köln und Nürnberg


Im Anschluss an die Berlin-Ausgabe ist AROUND THE WORLD IN 14 FILMS mit einem Großteil des Programms zu Gast in München (08.12.–13.12.2025, City Kinos), Köln (11.–17.12.2025, Odeon Kino) und Nürnberg (02.–07.01.2026, Filmhaus Nürnberg).


Foto: Der BASIS BERLIN Postproduction Award, am 6.12.2025 verliehen an „I Only Rest in the Storm“

Bild (v.l.n.r.): Angelina Maccarone (Jury), Frieda Oberlin (BASIS BERLIN), Sophie Linnenbaum (Jury) und Melika Foroutan (Jury) © AtWi14F 2025, Sergio Durán

 
 
 
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