Die 17-jährige Marina betrachtet die Welt durch ihre kleine Digicam. Mit ihr reist sie nach Vigo, die galicische Hafenstadt, in der einst ihre Eltern lebten. Eigentlich braucht sie nur ein Dokument für ein Stipendium, doch der Aufenthalt wird zur Spurensuche nach ihrer Herkunft. Die Begegnungen mit Verwandten bleiben kühl, niemand will über die Vergangenheit sprechen. Allmählich begreift Marina, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, sondern nur verschiedene Formen des Erinnerns. Regisseurin Carla Simón, die mit „Summer 1993" und ihrem Berlinale-Gewinner „Alcarràs" das europäische Familienkino neu geprägt hat, geht mit „Romería" einen Schritt weiter. Das spürbar biographische Werk, das im Wettbewerb von Cannes lief, verhandelt zwar wieder das Prinzip der Familie, dieses fragile Geflecht aus Nähe, Schweigen und Verdrängung – diesmal jedoch ist es verankert als präzises Zeitporträt Galiciens in den 1990er-Jahren. Es ist die Zeit von Drogen und alternativen Lebensstilen, die dem Ende der Franco-Diktatur folgte. Simón baut daraus ein poetisches Erinnerungsstück. Archivbilder verweben sich mit Spielszenen, Zeiten überlagern sich, Vergangenes kehrt fast körperlich zurück. „Romería" wird so zur Familienchronik und zum kollektiven Gedächtnis zugleich: ein intimes, zärtliches Patchwork und eine Arbeit am kollektiven Gedächtnis Spaniens, das auch den Opfern der AIDS-Epidemie gewidmet ist, deren Spuren in vielen Familiengeschichten lange verschwiegene wurden.
Koproduziert von
Berlin Premiere Regie: Carla Simón Drehbuch: Carla Simón Kamera: Hélène Louvart Länge: 114 min. Sprache: spanisch katalanisch französische OF / englische UT Produktionsland: Spanien, Deutschland Produktion: Elastica Films, Ventall Cinema Olympia Pont Chafer, ARTE Cast: Llúcia Garcia, Mitch, Tristán Ulloa, Alberto Gracia, Miryam Gallego, Janet Novás Deutscher Verleih: Piffl Medien Festivals: Cannes, Sydney, New Zealand, Busan, Bangkok, New York, London, Vancouver
MÜNCHEN
Mi 10.12. - 21.00 Uhr
City Kinos Atelier 1
KÖLN
Sa 13.12. - 17.00 Uhr
Odeon Kinos

